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Mann mit Hund

Erste Hilfe beim Hund – Schnell handeln, sicher helfen

Dr. Venema

Tierärztin Dr. Julia Venema führt gemeinsam mit ihrem Mann eine Kleintierpraxis. Ihr besonderes Interesse gilt der Inneren Medizin, Onkologie, Weichteilchirurgie und der Betreuung älterer Tiere – mit Herz, Fachwissen und Hingabe für jedes Tier.

Welche Vitalzeichen sollte man kennen?

Dr. Venema: „Im Notfall zählt jede Sekunde – daher sollten Sie die wichtigsten Vitalwerte Ihres Hundes kennen:

  • Puls: Spürbar an der Oberschenkelinnenseite. Am besten stehen Sie hinter Ihrem Hund und fühlen mit den Fingerspitzen in die Rinne zwischen den Muskelbäuchen. Ein gesunder Hund hat 60 bis 100 Pulsschläge pro Minute, kleine Rassen oft mehr. Der Puls sollte kräftig und regelmäßig sein.
  • Atmung: In Ruhe atmet ein Hund 10- bis 20-mal proMinute. Auffällige Veränderungen, wie schnelle oder angestrengte Atmung, sind Warnsignale.
  • Körpertemperatur: wird rektal mit einem digitalen Thermometer gemessen – normal sind 38,0 bis 39,0 °C.
  • Schleimhäute: Sie sollten blass- bis rosafarben, glatt und feucht sein. Drücken Sie leicht auf eine unpigmentierte Stelle des Zahnfleisches – die Farbe sollte innerhalb von zwei Sekunden zurückkehren. Verzögerungen deuten auf Kreislaufprobleme hin.
  • Hautspannung: Ziehen Sie eine Hautfalte am Nacken oder zwischen den Schulterblättern leicht nach oben – sie sollte sofort verstreichen. Bleibt sie stehen, könnte Ihr Hund dehydriert sein.

Diese Werte liefern dem Tierarzt wichtige Hinweise und helfen, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Stress oder Aufregung können sie jedoch beeinflussen.“

Wann ist ein Symptom ein Notfall?

Dr. Venema: „Ein Notfall liegt vor, wenn Ihr Hund Atemnot hat, das Bewusstsein verliert oder stark blutet. Auch infizierte Wunden, schwere Bissverletzungen oder Schockanzeichen (blasse Schleimhäute, schwacher Puls, Apathie) erfordern schnelles Handeln. Bei Vergiftungen – z. B. durch Schokolade oder Rattengift – zählt jede Minute. Rufen Sie sofort den Tierarzt an und kündigen Sie Ihren Besuch an.“

Wie versorgt man eine Wunde?

Dr. Venema: „Bleiben Sie ruhig. Kleine Wunden mit einer sterilen Kompresse abdecken und mit Octenisept oder Wasserstoffperoxid desinfizieren. Bei stärkeren Blutungen hilft ein Druckverband: steriles Wundpad auflegen, mit einer elastischen Binde fixieren, aber die Blutzirkulation nicht unterbrechen. Pulsierende, hellrote Blutungen erfordern eventuell ein kurzfristiges Abbinden. Blutet Ihr Hund stark, zeigt er Schockanzeichen oder hat eine tiefe Verletzung, bringen Sie ihn sofort zum Tierarzt.“

Wie beruhigt man einen verletzten Hund?

Dr. Venema: „Sprechen Sie ruhig, vermeiden Sie hektische Bewegungen und transportieren Sie ihn so wenig wie möglich. Bei Verdacht auf Brüche oder eine Wirbelsäulenverletzung sollte der Hund auf einer stabilen Unterlage liegend transportiert werden. Steckt ein Fremdkörper in der Wunde, lassen Sie ihn nach Möglichkeit dort, um weitere Schäden zu vermeiden. Zeigt Ihr Hund Schockanzeichen wie blasse Schleimhäute oder schwachen Puls, legen Sie ihn auf eine Rettungsdecke und lagern Sie den Kopf etwas tiefer als den Rumpf.“

Haben Sie noch einen persönlichen Tipp?

Dr. Venema: „Beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam, vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und bleiben Sie ruhig – wer besonnen handelt, kann im Notfall richtig helfen.“

Was gehört ins Hunde-Erste-Hilfe-Set?

Jeder Hundehalter sollte ein ausgestattetes Erste-Hilfe-Set für Notfälle parat haben. Das sollte unbedingt enthalten sein:

  • Verbandsmaterial (sterile Kompressen, Wundauflagen, elastische Binden)
  • Wunddesinfektion (ohne Alkohol!)
  • Augentropfen (z. B. Euphrasia)
  • Durchfallpaste
  • Schere & Pinzette
  • Zeckenzange
  • Maulschlinge oder Maulkorb
  • Einmalhandschuhe
  • Rettungsdecke
  • Pfotenschutz
  • Fieberthermometer

Schon gewusst?

Informieren Sie sich auch im Urlaub, wo der nächste Tierarzt oder Notdienst ist. Bei Auslandsreisen frühzeitig an Prophylaxe denken.